Der Fachverband der Stein- und keramischen Industrie legte heute die Halbjahresergebnisse der traditionellen Konjunkturerhebung unter seinen über 300 Mitgliedsunternehmen vor (Stichtag 30. Juni). Die befragten Unternehmen verzeichneten im 1. Halbjahr 2017 ein Umsatzplus von 3,58% gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahrs. In Summe stiegen die Umsätze von EUR 1,652 Mrd. auf EUR 1,712 Mrd. Die Zahl der Beschäftigten war im Vorjahresvergleich mit 14.391 leicht rückläufig (-0,40%).
Industriezulieferer mit Plus, Bauzulieferer deutlich abgeschlagen
Nach einem leichten Umsatzwachstum von 1,11% im Jahr 2016, gab es im 1. Halbjahr 2017 mit +3,58% eine positive Entwicklung. Dieses Plus ist stark getragen von den Industriezulieferern (Feinkeramik, Feuerfest, Schleifmittel; +9,77%), während die Bau-affinen Branchen auf einem erwartet geringeren Niveau (+1,88%) blieben. „Die wirtschaftliche Entwicklung der letzten Monate war durchaus ambivalent. Zwar sorgten die ersten Monate des Jahres mit lange anhaltenden tiefen Temperaturen v.a. am Bau für Stillstand, dennoch kann man zu Jahresmitte zumindest im Bereich der Industriezulieferer zufrieden sein“, so Dr. Andreas Pfeiler, Geschäftsführer des Fachverbands Steine-Keramik.
Branchengewinner: Feinkeramische Industrie
Die größten Relativ-Zuwächse – wenngleich auf geringem Niveau – erzielte die Naturwerksteinindustrie (+30,82% auf EUR 9,6 Mio.) gefolgt von der Feinkeramischen Industrie (+19,38% auf EUR 107,9 Mio.). Diese sind v.a. auf große Flächenprojekte in Wien und die leicht steigende Nachfrage nach heimischem Naturstein sowie den Bereich technische Keramik und Sanitärkeramik zurückzuführen. Ebenfalls stark zulegen konnten im 1. Halbjahr die Schleifmittelindustrie (+6,75% auf EUR 199,1 Mio.), die Feuerfestindustrie (+5,93% auf EUR 83,7 Mio.) und die Beton- und -fertigteilindustrie (+5,29% auf EUR 222,4 Mio.).
Tiefbau schwächelt
Tiefe Temperaturen über einen lang anhaltenden Zeitraum sorgten im 1. Halbjahr dafür, dass v.a. die Transportbetonbranche (-2,87%), die Schotterindustrie (+2,78%) und die Sand- und Kiesindustrie (+2,47%) beinahe stillstanden. Dieser Startnachteil konnte bis Jahresmitte noch nicht aufgeholt werden. Der Bereich Infrastrukturbau sorgt entlang der Hauptverkehrsadern, die von ÖBB und ASFINAG bereitgestellt werden, für konstante Auslastung. Dennoch besteht v.a. auf Landesstraßenebene nach wie vor enormer Aufholbedarf.
Hochbau gut – Sorgenkind Sanierung
Positive Entwicklungen weist der Hochbau auf. Sowohl der Wohnbau als auch der gewerbliche Hochbau federn die deutlichen Rückgänge im Bereich Sanierung ab. Kritisch werden auch das Fehlen ausreichend qualifizierter Fachkräfte und damit einhergehend weitere Probleme mit der fehlenden Arbeitszeitflexibilisierung gesehen. Spitzen in der Bausaison sind kaum abzudecken. „Die zusätzlichen Fachkräfte fehlen und die bereits beschäftigten Arbeitnehmer stecken in einem strengen zeitlichen Korsett“, so Dr. Manfred Asamer, Obmann des Fachverbands Steine-Keramik.
Zum Sorgenkind der Branche entwickelt sich zunehmend der Bereich Sanierung. Während die letzten Jahre durch den Sanierscheck die Sanierungsrate deutlich anstieg, bewegt man sich seit der Reduktion der Fördermittel wieder auf einem Niveau von deutlich unter 1%. „Ohne Anreize werden wir die politischen Vorgaben einer Sanierungsrate von 3% bis 2020 nie erreichen“, betont Andreas Pfeiler.
Ausblick Gesamtjahr: positives Ergebnis wird erhofft
„Mit dem 1. Halbjahr dürfen v.a. die Industriezulieferer nicht unzufrieden sein, bei den Bauzulieferern gibt es noch genügend Luft nach oben. Die Aussicht bis Jahresende ist derzeit noch nicht so klar, mit einem geringen einstelligen Plus wären wir schon zufrieden“, so Manfred Asamer. (PWK741/us)