Industriezulieferer bringen Baustoffbranche 3,62% Jahresplus. Baunahe Sparten unter starkem Preisdruck. FV Steine-Keramik: Forcierung heimischer Baustoffe, Regionalitäts- und Infrastrukturoffensive gefordert.
Der Fachverband der Stein- und keramischen Industrie präsentierte heute die Ergebnisse der alljährlichen Konjunkturerhebung unter seinen über 300 Mitgliedsunternehmen. „Mit einem Umsatzwachstum von 3,62% auf EUR 3,53 Mrd. verzeichneten wir unterm Strich ein gutes Jahr. Bei genauerer Betrachtung wird ersichtlich, dass dieses Plus in erster Linie von den hochspezialisierten Industriezuliefer-Branchen getragen wird. Diese verzeichneten ein Wachstum von 7,88%. Die bauaffinen Branchen lagen mit +2,53% deutlich unter dem BIP-Wachstum. Innerhalb der baunahen Branchen wurden 2017 im Hochbau (z.B. Gebäudeanlagen) wieder mehr Investitionen getätigt. Der Tiefbau wurde abseits der großen Infrastrukturachsen weiterhin stiefmütterlich behandelt“, so Andreas Pfeiler, Geschäftsführer des Fachverbands Steine-Keramik.
Die wichtigsten Branchenergebnisse
Die stärksten Umsatzzuwächse verzeichneten im vergangenen Jahr die im urbanen Bereich starke Naturwerksteinindustrie (+15,87%) sowie die industrienahen Branchen wie die Feinkeramische Industrie (+10,58%), die Feuerfestindustrie (+8,70%) und die Schleifmittelindustrie (+6,26%). Weiters erzielte auch die Beton- und -fertigteilindustrie durch einen starken Industrie- und Hochbau ein Plus von 8,20%. Rückläufige bzw. stagnierende Ergebnisse mussten u.a. die Ziegel- und -fertigteilindustrie (-1,21%), die Transportbetonindustrie (-1,00%), die Kalkindustrie (-0,96%) und die Schotterindustrie (-0,29%) hinnehmen.
Branche unter starkem Preis- und Innovationsdruck. Konstante Beschäftigtenzahl
Quer durch alle Branchen lässt sich eine Tendenz und Herausforderung feststellen. Die Baustoffindustrie ist unter einem ganz starken Preis- und Innovationsdruck. „Wir sind mehr denn je gefordert, uns in der Produkt- und Angebotspalette weiterzuentwickeln. Mit Standardprodukten und „more of the same“ werden wir uns auf Dauer nicht behaupten können. Bei fast allen Bauprodukten sind wir allerdings gleichzeitig mit einem erheblichen Preisverfall konfrontiert, was den Spielraum für Investitionen und Innovationen massiv einschränkt“, führt Pfeiler aus. Umso mehr freut es den Fachverband, dass die Beschäftigtenzahl mit fast 14.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Jahr 2017 konstant gehalten werden konnte.
Politische Weichenstellungen für Innovation und Wachstum jetzt vornehmen
Damit die Branche ihr Innovations- und Wachstumspotenzial heben kann, müssen politische Weichenstellungen vorgenommen werden. „Konkret geht es uns um die Forcierung heimischer Baustoffe, um eine Regionalitäts- und eine Infrastrukturoffensive“, so Manfred Asamer, Obmann des Fachverbands.
Verpflichtende Herkunftsbezeichnung für alle Baustoffe gefordert
Die Pläne der Bundesregierung, den Einsatz heimischer Baustoffe im öffentlichen Raum zu forcieren, werden vom Fachverband unterstützt. „Das ist eine Entscheidung in die richtige Richtung. Nur mittels Nachweispflichten kann garantiert werden, dass die ökologischen Vorteile der kurzen Transportwege und der regionalen Wertschöpfung ausgeschöpft werden“, betont Asamer. Bei vielen alternativen Baustoffen, die über mehrere Stationen nach Österreich geliefert werden, ist momentan kaum feststellbar, aus welchem Land sie tatsächlich stammen. Daher fordert der Fachverband eine verpflichtende Herkunftsbezeichnung für alle Baustoffe.
Regionale Wertschöpfung im Land halten und bei Ausschreibungen berücksichtigen
Mineralische Rohstoffe sind in Österreich fast unbegrenzt vorhanden. Der Abbau und der Einsatz der Produkte findet zumeist in unmittelbarer räumlicher Nähe statt. Damit die regionale Wertschöpfung langfristig erhalten bleibt, spricht sich der Fachverband für deren Verankerung im Kontext öffentlicher Ausschreibungen sowie die Sicherstellung des Öffentlichen Interesses an der Rohstoffversorgung aus.
Infrastrukturoffensive auch abseits der großen Achsen
Regionalität ist dem Fachverband auch im Bereich der Infrastruktur ein großes Anliegen. „Wir brauchen auch abseits der großen Achsen eine funktionierende Infrastruktur und den Ausbau regionaler Verkehrswege. Auch um die Lebensqualität am Land zu stärken, Arbeitskräfte vor Ort zu halten und der Landflucht entgegenzuwirken“, ergänzt Robert Schmid, Obmannstellvertreter des Fachverbands.
Länder müssen Schrebergarten-Mentalität hinter sich lassen
Handlungsbedarf sieht Schmid insbesondere auch im Wohnbaubereich. „Die Vereinheitlichung der Bautechnik-Verordnungen gehört dringend auf die Agenda. Hier müssen die Bundesländer endlich ihre Schrebergarten-Mentalität ablegen und einheitliche Normen ermöglichen. Dadurch kann mehr und vor allem günstigerer Wohnraum – auch im ländlichen Bereich – geschaffen werden“.
Ausblick 2018: Ähnlicher Verlauf erwartet
„Die Ankündigungen der Bundesregierung im Bereich heimische Wertschöpfung, Stärkung des ländlichen Raums und Ausbau von Infrastrukturen lassen uns vorsichtig optimistisch ins neue Jahr blicken. Außer Frage steht für uns als Branche, dass die Zukunft in der Entwicklung neuer innovativer Produkte und in der Verlängerung der Wertschöpfungskette durch neue Beratungs- und Kundendienstleistungen liegt“, so Asamer abschließend.