EUR 1,99 Mrd. Wohnbauförderungen 2019, -19% unter dem Zehnjahresdurchschnitt. 79.000 Wohnungen 2019 baubewilligt. Verdoppelung der Sanierungsrate von heute 1,4% zur Erreichung der Klimaziele nötig.
Die Ergebnisse der aktuellen Wohnbauförderungsstatistik, die vom Fachverband der Stein- und keramischen Industrie jährlich mit dem Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW) durchgeführt wird, zeigen, dass sich die Wohnungsbewilligungen seit mehreren Jahren auf hohem Niveau halten – und das bei stetig sinkenden Förderungszahlen.
Mit 79.000 baubewilligten Wohneinheiten im Jahr 2019 wurde der historische Höchstwert von 2017 (82.000 Wohneinheiten) nur knapp verfehlt – wobei längst nicht jede Baubewilligung tatsächlich zu einem Neubau führt. Zwanzig Jahre lang, von Mitte der 1990er bis Mitte der 2010er Jahre, war die Wohnbauförderung in weitgehend konstanter Höhe von EUR 2,4 bis 3,0 Mrd. dotiert. Seither sind die Förderungsausgaben stark rückläufig, unterschritten 2019 – erstmals seit fast 30 Jahren – die 2-Milliarden-Marke und liegen um 19% unter dem zehnjährigen Durchschnitt. „Damit verliert ein wichtigstes wohnungspolitisches Lenkungsinstrument zunehmend an Bedeutung. In den 1990er Jahren wurden noch etwa 1,3% des BIP für wohnungspolitische Maßnahmen ausgegeben, 2019 waren es nur noch 0,4%. Damit liegt Österreich bei den wohnungspolitischen Ausgaben im europäischen Vergleich im unteren Drittel“, so Andreas Pfeiler, Geschäftsführer des Fachverbands Steine-Keramik.
Wolfgang Amann, Studienautor und Geschäftsführer des IIBW, präsentiert die Hauptergebnisse der Wohnbauförderungsstatistik 2019 im Detail:
- Neubauboom – Wohnungsbewilligungen seit mehreren Jahren auf hohem Niveau: 2019 wurden 79.000 Wohnungen baubewilligt (neue Wohnungen in neuen sowie in bestehenden Gebäuden). Alle Segmente des Neubaus entwickelten sich gut. Die 18.400 baubewilligten Einfamilienhäuser sind einer der höchsten Werte seit den frühen 1980er Jahren. Der Anteil der Eigentumswohnungen am gesamten großvolumigen Neubau ist seit den 2000er Jahren von ca. 30% auf über 50% gestiegen. Auch die bewilligten ca. 21.000 Mietwohnungen liegen deutlich über dem langjährigen Durchschnitt.
- Neubauzahlen im Vergleich: Österreich weist ein im internationalen Vergleich hohes Niveau von 7,1 Wohnungsbewilligungen pro 1.000 Einwohner pro Jahr auf (neue Wohnungen in neuen Wohngebäuden). Deutschland liegt bei nur 4,3. Unter den Bundesländern hatten 2019 Wien (10,0), die Steiermark (8,9) sowie Tirol und Vorarlberg (jeweils 7,5) überdurchschnittliche Neubauvolumina.
- Förderungszusicherungen: 2019 gab es österreichweit 23.400 Förderungszusicherungen (2018: 25.300). Die zugesicherten 19.700 Förderungen für Geschoßwohnungen entsprechen dem langjährigen Durchschnitt. Bundesländer mit steigenden und solche mit sinkenden Förderungszahlen halten sich die Waage. Im Gegensatz dazu sind die 3.700 geförderten Eigenheime 40% weniger als der zehnjährige Durchschnitt und gerade noch ein Viertel des Volumens der 1990er Jahre.
- Förderungsdurchsatz: Der Förderungsdurchsatz, d.h. das Verhältnis von Förderungszusicherungen zu Baubewilligungen, der bis in die 2000er Jahre noch bei 80-90% lag, ist bei Geschoßwohnungen auf unter 50% und bei Eigenheimen auf nur noch 20% gesunken. Angesichts der hohen Baubewilligungszahlen wird ersichtlich, in welch hohem Ausmaß der Neubauboom vom freifinanzierten Wohnbau getragen wird.
- Wohnbauförderung stark rückläufig: Mit EUR 1,99 Mrd. lagen die Förderungsausgaben 2019 auf dem Niveau der 1980er Jahre und 19% unter dem zehnjährigen Durchschnitt. Gegenüber dem Vorjahr macht der Rückgang 4% aus. Besonders deutlich waren die Rückgänge im Vorjahresvergleich in Wien (-12%), Salzburg (-11%) und Niederösterreich (-6%).
- Belebung der Sanierung nicht in Sicht: Die Sanierungsförderung sank 2019 weiter und lag mit etwa EUR 470 Mio. um ein Viertel unter dem zehnjährigen Durchschnitt, gegenüber dem Höchstwert von 2010 waren es sogar -43%. Geförderte, ungeförderte, umfassende und äquivalente Einzelmaßnahmen erreichen derzeit eine Rate von 1,4%. Zur Erreichung der Klimaziele ist eine Verdoppelung nötig.
Studienautor Wolfgang Amann zieht aus der Studie die Schlussfolgerung: „Die Wohnbauförderung ist ein Schlüssel für die Stabilisierung des Wohnungsneubaus und die Erreichung der Klimaziele.“
Handlungsbedarf sieht der Fachverband hinsichtlich der geringen Sanierungsrate. „Zur Erreichung einer Dekarbonisierung des Wohnungsbestands bis 2040, wie im aktuellen Regierungsprogramm festgeschrieben, ist eine Sanierungsrate von knapp 3% p.a. nötig. Mit der derzeitigen Rate von 1,4% sind wir davon noch weit entfernt“, betont Fachverbandsobmann Robert Schmid.
Hier der Link zur Studie: