Die Themen „Leistbares Wohnen“ und „Stärkung des ländlichen Raums“ waren in den vergangenen Wochen die beherrschenden Themen der Wohnbaupolitik. „Viel Emotion in der Diskussion ist natürlich der bevorstehenden Nationalratswahl geschuldet. Mit der alljährlichen Wohnbauförderungsstatistik des IIBW (Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen) wollen wir unseren Teil zu einer Versachlichung der Diskussion beitragen“, so Andreas Pfeiler, Geschäftsführer des Fachverbands der Stein- und keramischen Industrie.
Die Wohnbaubewilligungszahlen erreichten 2016 mit 67.400 einen historischen Höchstwert, gleichzeitig sanken jedoch die Förderausgaben auf EUR 2,38 Mrd. (-6% gegenüber 2015). „Das ist der tiefste Wert seit den frühen 1990er-Jahren“, betont Pfeiler und hebt die Problematik hervor, dass damit ein wichtigstes wohnungspolitisches Lenkungsinstrument zunehmend an Bedeutung verliert. Darüber hinaus hat die Wohnbauförderung eine wesentliche wirtschafts- und gesellschaftspolitische Wirkung. „Der Wohnbauförderung ist es zu verdanken, dass die Neubauleistung in den Krisenjahren nach 2008 nicht eingebrochen ist und leistbarer Wohnraum geschaffen werden konnte“, sagt Pfeiler.
Wolfgang Amann, Studienautor und Geschäftsführer des IIBW, präsentiert die Hauptergebnisse der Wohnbauförderungsstatistik 2016 im Detail:
- Neubauzahlen auf Höchstwert: 2016 wurden 53.900 Wohnungen in Neubauten baubewilligt. Zusammen mit den Bewilligungen aus Sanierungen und in gemischt genutzten Neubauten wurden 67.400 Bewilligungen erteilt. Dieser Wert stellt einen historischen Höchstwert dar und liegt nahe am Bedarf. Defizite gibt es allerdings nach wie vor im Economy-Sektor und in den Ballungsräumen.
- Niedrigste Förderausgaben seit den 1990er-Jahren – Sanierung verliert massiv: Die Förderausgaben der Bundesländer gingen das zweite Jahr in Folge stark zurück. 2014 lagen sie noch bei knapp EUR 3 Mrd., 2016 nur mehr bei EUR 2,38 Mrd. (-6% zu 2015). Der Rückgang war insbesondere im Bereich Eigenheim und bei der Sanierung stark zu spüren. Die Neubauförderung sank um 4,5% auf EUR 1,63 Mrd., die Sanierungsförderung um 11% auf EUR 580 Mio. Damit bleibt die Sanierungsrate auch unter dem politisch intendierten Niveau. Konstant blieb hingegen die Subjektförderung in Höhe von EUR 350 Mio.
- Eigenheimförderungen auf historischem Tiefstwert: Bei Eigenheimen gab es im vergangenen Jahr 5.200 Förderungszusicherungen. Das ist ein Rückgang von 2%. Das Niveau liegt um 38% unter dem Zehn-Jahres-Schnitt. Der Förderungsdurchsatz (Verhältnis Förderungszusagen zu Baubewilligungen) ist bereits auf unter 30% abgerutscht. In Kärnten und Wien werden Eigenheime praktisch nicht mehr gefördert. Der mehrgeschossige Wohnbau hingegen weist immerhin noch einen Förderungsdurchsatz von 60% auf und legt mit 22.600 Zusicherungen im Vergleich zum Vorjahr um 11% zu.
Abschließend macht Pfeiler darauf aufmerksam, dass die Neubauleistung in den vergangenen Jahren nicht zuletzt mit Hilfe der Wohnbauförderung erheblich gesteigert wurde. Der prognostizierte Bevölkerungszuwachs auf 9 Millionen im Jahr 2020 bringt zusätzlichen Wohnungsbedarf mit sich. „Wir betrachten in diesem Zusammenhang die weitere Kompetenzverschiebung bei der Wohnbauförderung in Richtung Bundesländer mit einem gewissen Maß an Skepsis“, so Pfeiler. Ab 2018 sind die Bundesländer selbst für die Einhebung und die Mittelverwendung zuständig.
Um zusätzlich Bau- und Investitionsanreize zu schaffen, schlägt der Fachverband als bundesweite Maßnahme eine verkürzte Abschreibung auf Bauinvestitionen sowie eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Bauprodukte und -leistungen auf 10% vor. Beides kann Investitionsimpulse auslösen und leistbares Wohnen langfristig sicherstellen. (PWK764/us)